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Das Faszinierende an Reiner‘s Holzskulpturen, ganz besonders den abstrakten, ist für mich, daß sich diese aus fast jeder Perspektive in einer neuen Gestalt präsentieren. An sich nichts Besonderes in der Bildhauerei, eine räumlichen Objekten fast zwangsläufig innewohnende Eigenschaft. Bei R. Alting erlebt man jedoch, durch die Harmonie räumlich einander durchdringender und ähnlicher Teilgestalten, so etwas wie die Auflösung von Formen in immer wieder neuen Formen. Im Gegensatz etwa zu Skulpturen, bei der alle Teilperspektiven auf die Aussage einer einzigen Gestalt hin orientiert und dieser untergeordnet geformt werden, finde ich hier so etwas wie die Zerstörung der Rationalisierung der Gestalt. Die Skulpturen entziehen sich nicht nur wegen der begrenzten Erfahrbarkeit zweidimensionaler Betrachtung fortwährend intellektueller Wahrnehmung, Einordnung und Klassifizierung. Sie fliehen vor ihrer Endgültigkeit, werden gänzlich unvermittelt zu einem eindringlichen, emotionalen Erlebnis.
Und damit sind diese Figuren auch hochmodern: Indem R. Alting die den ursprünglichen, rohen Holzteilen innewohnenden Gestalten heraus arbeitet, findet und betont er jene unvollendeten, lebendigen Formen einer durch die Natur selbst entworfenen Gestalt.
Überhöht durch die Schönheit der Skulpturen, entsteht eine Balance, ein Pendeln zwischen Beschreibung und Sein, zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit, wird jenem Spannungsfeld, in dem wir uns als Menschen bewegen, eine Form gegeben, die beides umfaßt:
Unendlichkeit und die endliche Menschlichkeit. Gestaltlose Gestalt oder wie die Zen-Buddhisten sagen, Leere ist Form und Form ist Leere.
Es ist einfach wunderbar.
H. Rogler, Photograph |